Nachdem im letzten Beitrag erklärt wurde wie das mit dem wissenschaftlichem Veröffentlichen im traditionellem Verlagswesen funktioniert schauen wir doch nun mal was genau Open Access im Unterschied dazu ist.
Nun, der Name verdeutlicht eigentlich schon den Grundgedanken des Prinzips: Der Zugang zu den Veröffentlichungen soll für alle frei sein. Und das unterscheidet sich weitgreifend von dem alten Weg.
Die Verlage haben sich den Zugang sowohl zu den gedruckten Journals als auch zu den Online-Datenbanken mit allen Papern teuer bezahlen lassen und meist ist es eine Frechheit was die dafür verlangen das man sich ein simples PDF-File runterladen kann, Stichwort vergoldete Bits.
Während man noch argumentieren könnte das man für Zeitschriften bezahlen muss weil da neben den Papern auch noch Texte der Redaktion vorhanden sind und das Zeug ja auch gedruckt werden muss fällt das im Online-Bereich völlig weg.
Wer sich da die Paper beschaffen will pfeift auf gedruckte Zeitschriften und den redaktionellen Teil will er auch nicht lesen. Sondern einfach nur seine Informationen bekommen. Und die Verlage wollen daran gut verdienen.
Das sorgt nicht nur dafür das Privatpersonen und Forscher ohne das nötige Kleingeld so gut wie keinen Zugriff auf dieses Wissen sondern auch zu einer ganz anderen, verrückten Situation: Unis bzw. gröber gefasst, der Staat, gibt Geld für Forschung aus, bezahlt dafür das die Ergebnisse veröffentlicht werden (und gibt nebenbei auch noch die meisten Rechte an dem Paper an den Verlag ab) und muss sich nun seine Ergebnisse zurückkaufen.
Was sich total bekloppt anhört ist die Realität. Ich habe leider keine konkreten Zahlen dazu aber Fakt ist: Die Bibliotheken müssen für unzählige Zeitschriften teure Abos abschliessen damit innerhalb der Uni der Online-Zugriff zu den Zeitschriften gestattet wird. Im Prinzip ist so ein erfolgreiches Journal nichts anderes als eine Lizenz zum Gelddrucken für die Verlage.
Doch kommen wir zurück zu Open Access. Denn auch diese Journals arbeiten nicht umsonst und müssen ihre Mitarbeiter genauso bezahlen. Doch woher sollen die das Geld kriegen wenn der Zugang frei sein sollen?
Ganz einfach: Die Autoren bezahlen für die Veröffentlichung. Was bislang bei einigen Zeitschriften zugetroffen hat wird ausgeweitet mit einer angepassten Gebühren so dass die Artikel dann für jedermann zugänglich online stehen können. Was vorher “pay-to-read” war wird nun zu “pay-to-publish”.
Das hat den großen Vorteil das alle Leser nicht mehr für das Lesen einzelner Veröffentlichungen bezahlen müssen. Parallel ist es auch durchaus möglich weiterhin die Print-Journals zu verkaufen über den Mehrwert der redaktionellen Beiträge. Ich z.B. schätze diese Artikel in der nature sehr, mir gefällt der oft sehr trockene Humor einzelner Redakteure.
Open Access kann dank des Internets also ein grandioses System sein um jedem den Zugang zu Wissen zu ermöglichen. Leider ist OA noch weit davon entfernt der Standard in den Wissenschaften zu sein. Viel zu oft treffe ich noch auf Menschen die ernsthaft die Ansicht vertreten: “Mir doch egal ob Leute Schwierigkeiten damit haben Zugriff auf die Veröffentlichung zu bekommen. Hauptsache ich habe veröffentlicht und damit meinen Ruf als Wissenschaftler ein bisschen verbessert.”
Und da sich der wissenschaftliche Ruf hauptsächlich durch Veröffentlichungen und den JIF der Zeitschriften in denen man erschienen ist bemisst kommt man mit dieser Art von Denken auch problemlos weiter.
Wie weit OA mittlerweile verbreitet ist unterscheidet sich dabei stark von Disziplin zu Disziplin. Doch es gibt schon einige Journals die mit Open Access arbeiten, was es da so gibt dann in einem nächsten Eintrag.
Also die „Mir doch egal“-Fraktion hab ich bis jetzt eher noch nicht getroffen. Aber aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass oft (bei mir fast immer) kein Geld da ist, um für Publikationen zu bezahlen. Da ich meine Arbeit aber auf jeden Fall veröffentlichen will, muss ich das dann eben in einem kostenpflichtigen Journal tun – das meinen Artikel aber immerhin gnädigerweise gratis annimmt…
Wenn z.B. die Unis pauschal eine gewisse Summe aus ihrem Budget an Open-Access Journale überweisen würde damit alle Uni-Mitarbeiter dort veröffentlichen können, wäre das ne andere Sache. Aber solang die Forschungsgelder so knapp sind, werden sich die Wissenschaftler wohl weiterhin auf die Journale konzentrieren, wo das Veröffentlichen nichts kostet.
Wie gesagt es hängt stark von den Fachrichtungen ab. Die Physiker an sich würde ich dabei recht weit vorne sehen genauso wie die Informatiker [die ja eh auf alles neue stehen;)]. Ich hab schon einige Leute getroffen die so argumentierten, was sehr Schade ist.
Mit dem Geld hast du natürlich recht. Die Uni sollte genau für sowas Geld bereitstellen. Denn all das was man an OA für die Veröffentlichung zahlen muss kann man wenn man Langfristig denkt ja sparen an den Abogebühren für die Journals die man jetzt für teuer Geld vorrätig halten muss.
Hallo!
Ein interessanter Artikel zum Thema liegthier rum:
http://www.bmj.com/cgi/content/abstract/337/jul31_1/a568
Die Autoren haben verglichen, ob Papers in offenen Journals öfter zitiert werden als Paper in nicht-kostenlosen Journals.
Interessanterweise werden beide gleich oft zitiert, dafür werden die Paper der Open Access Journals öfters runtergeladen (wohl von Leuten wie uns).
Und zum Preis zur Veröffentlichung in OA-Journals: Haben Fördergesellschaften wie z.B. die Deutsche Forschungsgesellschaft nicht einen eigenen Topf um sowas zu bezahlen? ich dachte nur. Hatte selbst als popliger Bachelor-student noch nie mit Fördergeldern zu tun.
Dieser Artikel kommt zu dem Schluss das OA-Paper auch häufiger zitiert werden als nicht-freizugängliche: http://www.nature.com/nature/debates/e-access/Articles/lawrence.html
Jede Menge Veröffentlichungen zu der Frage ob OA auch vom Impact her besser sind findet man auch hier: http://opcit.eprints.org/oacitation-biblio.html
Man kann, je nach Grant, beim Beantragen der Fördermittel auch (erwartete) Publikationskosten geltend machen.
[…] Teil 1 gab es eine allgemeine Erklärung wie wissenschaftliches Publizieren funktioniert und in Teil 2 gab es eine Einführung in die Prinzipien von Open Access (OA) und den Unterschied zum […]
Zu den Zahlen, was zumindest die Unibib Karlsruhe für Zeitschriftenabos zahlt habe ich vor kurzem eine interessante Liste gefunden. Hier sind die zehn teuersten Abos gelistet – dabei muss man aber im Hinterkopf behalten, dass insgesamt mehrere hundert Zeitschriften abonniert sind!
Mir sind in letzter Zeit übrigens immer wieder closed access Journals untergekommen, die auch Geld für die Veröffentlichung wollen. Wenn ich dann die Wahl zwischen 1000$ für closed access oder 2000$ für open access habe, ist die Entscheidung nicht mehr ganz so schwer…
Ja, da können schon eine Reihe von Leuten jede Menge in einem Jahr bei OA publizieren bis das Geld was für die Abos rausgehen würde weg ist…
Ja, wenn man schon eh zahlen muss stimmt das. Wenn der böse JIF nicht wäre 😉